Sonntag, 17. Februar 2013

Leid verlangt nicht nach Trost, es nährt sich vom Gefühl der Unstillbarkeit


Wie ein Schleier lag der Wall von Tränen in ihren Augen und ergoss sich in Strömen über ihre blackwinefarbene Haut. Wie von Sinnen hatte sie vor dem Gitter, das eine unnatürliche Grenze zwischen ihr und ihrem ehemaligem Herrn bildete, geschrien, protestiert und sich daran festgeklammert.
Ihr Verstand war wie vernebelt, wenn sie auch nur seinen Namen hörte. Es hätte sie fast das Leben gekostet, aber kein äusserlicher Schmerz wog so schwer wie dieses entsetztliche Gefühl, das sie von innen zerriss.

Sie würde vielleicht nie wieder seinen eigensinnigen Geruch, an dem sie ihn von der Vielzahl der Legionäre mit geschlossenen Augen unterscheiden konnte, riechen können. Nie wieder, seine warmen Hände spüren dürfen....unbändige Wut stieg bei diesen Gedanken in ihr hoch, Wut auf alles und jeden, der sie von ihm fern hielt.

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Wie konnte das alles nur geschehen? Die letzten Wochen hatten alles verändert, obwohl es zuerst so gut aussah. Man hatte das Lager entdeckt, allen war eigentlich klar gewesen, das es nur eine Frage der Zeit war, bis das Lager auf Karten verzeichnet wäre. Sie hätten die Fremden, die ein- und ausgingen im Lager, umbringen sollen. Dann kam der Angriff....viel konnte sie davon nicht mitbekommen, ihr Herr hatte sie angewiesen, sich gut zu verstecken. Im Stall bei den Mädchen fühlte sie sich nicht sicher, so verkroch sie sich dorthin, wo ganz sicher niemand suchen würde. Die Jubelrufe der Männer, deren Stimmen sie kannte, lockten sie schließlich wieder hevor. Sie hatten die Angreifer, die wohl auch noch deutlich in der Unterzahl waren, recht schnell dezimieren können.
Doch dieses Gefühl, das irgendwas nicht stimmen konnte, lies Shana nicht los, und leider sollte sie recht behalten.

So ein kleiner, feiger und ehrloser Haufen von Männern hatte es geschafft, ihren Herrn allein aufzugreifen, so erzählte eine der Kajirae. Verzweifelt lief sie vor das Tor, ausserhalb des Lagers, rief unter Tränen seinen Namen, bis ihre Stimme drohte zu versagen. Sie wusste es war vergebens, und wollte es doch nicht wahrhaben, das jetzt schon das Ende gekommen war....Plötzlich ein harscher Griff an ihren Arm, jemand zog sie hoch und schleifte sie mit sich. Noch ehe sie begriff was gerade mit ihr geschah, saß sie schon in einem kleinen Käfig, fremde Männerstimmen um sie herum. Das Schiff setzte sich in Bewegung und irgendwann fielen ihr vor Müdigkeit die Augen zu, bis ein starkes Rucken, das sie durch den Käfig schleuderte, wach werden ließ. An den Haaren wurde sie aus dem Käfig gezogen und landete unsanft auf ihren Knien. Als sie sich umblickte, erkannte sie sofort, wo man sie hingebracht hatte - Kasra! Sie konnte sich nicht daran erinnern, wie lang sie unterwegs gewesen war und wo man sie überall hingebracht hatte. Ein fetter kleiner Händler hatte sie auf dem Block ersteigert, aber nicht lange für sich behalten.

Beim Fegen der Gassen schnappte sie wissbegierig das Geschwätz der Hoch- und Niederkastigen auf und so erfuhr sie recht schnell, das sie an keinem besseren Ort hätte landen können. Es hieß, Valerius würde nach Kasra ausgeliefert werden. Ihr Herz schlug höher und schien sich förmlich vor Freude zu überschlagen.
Nach außen hin versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen, auch wenn ihr das nicht gänzlich gelang, schließlich konnte ihr Gesicht für geübte Kenner wahre Bände sprechen.
Sie ließ nun keine Gelegenheit aus, die Rarii Kasras zu umgarnen, ihre Nähe zu suchen und so Einlaß in die Zitadelle zu erhalten. Aber ein törichter Ausraster ihrerseits, als ihr der Kragen mit den Initialien ihres ehemaligen Herrn abgenommen werden sollte, ließ all ihre Anstrengungen mit mal zerbrechen.

So saß sie winselnt und flehend vor der Zitadelle, als Valerius hineingeführt worden war, und ihr mehr als deutlich mitgeteilt wurde, das sie die Zitadelle nicht betreten dürfe. Sie verzehrte sich so nach ihm, das sie trotz des Verbotes keine Gelegenheit ausließ, einen Weg hinein zu finden, bis schließlich eine Sklavin ihr mehr widerwillig Einlaß gewährte. Kaum hatte sie die Schwelle überschritten und ihn erblickt, hatte sich ihr Verstand vollständig abgeschaltet. Nur so konnte sie sich erklären, das sie ihm kurz darauf ein kleines, spitzes Holzstück zusteckte, das einzige was sie ohne viel Aufsehen hatte hineinschleusen können. Die Wachen hatten sie jedoch durchschaut gehabt, und so kam das unvermeitliche....

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Als sie am nächsten Morgen noch vor Schmerzen gekrümmt - ihr Rücken puderrot und mit zahlreichen Striemen überzogen - im Käfig vor dem Sklavenhaus hockte, und der Slaver sie so erblickte, sollte alles noch viel schlimmer kommen. Mit Schrecken sah sie seinen kalten, unbarmherzigen Blick als er sie packte, und sie hätte nicht für möglich gehalten, auch noch eine Ihn später am Leben zu sein.
Er zog ein Messer und dann....sie öffnete etwas ungläubig ihre Augen, nachdem sie hart auf den Boden aufgeschlagen war und ertastet vorsichtig ihren Kopf. Nachdem er ihr den Zopf abgeschnitten und sie ein letztes Mal verwarnt hatte, führte ihre Kettenerste sie ins Haus und entfernte vorsichtig mit dem Messer den Rest ihrer Haare. Sie konnte Jana nicht böse sein, weshalb auch, sie gehorchte dem Slaver, wie es sich für eine Kajira gehörte.


Die Lektion saß, und immerhin schien man sie nicht für ganz wertlos zu halten, sonst hätte man sie nicht am Leben gelassen. Zu guter Letzt ordnete der Slaver noch einen Keuschheitsgürtel an, bis die Wunden am Rücken geheilt seien. Es könnte ihren baldigen Tod bedeuten, würde sie nochmal einen derartigen Fehltritt begehen, all die Wut die sie gegen die Freien gewendet hatte, würde sich mit voller Kraft wieder gegen sie entladen.
Wenn sie am Leben bleiben wollte, so hatte sie schmerzlich einsehen müssen, musste sie sich von der Vorstellung verabschieden, ihrem ehemaligem Herrn helfen zu wollen. So sehr sie sich auch unstillbar mit jedem Herzschlag nach ihm sehnte...
Jeden Herrn, dem sie bisher gehörte, hatte sie lieben gelernt. Es lag in ihrer Natur und sicherte ihr so zumeist das Wohlwollen ihrer Besitzer, ließ sie ihre Dienste überzeugend und mit vollem Herzen ausführen. Nicht wie bei manch anderer Kajira, die nur mit dem Gedanken an ihr Überleben diente. Aber keiner hatte sie bisher so um den Verstand gebracht, wie Valerius....


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