Sonntag, 24. Februar 2013

Die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung

Irgendwann konnte sie nicht mehr weinen, und auch wenn die Trauer groß war, blieb ihr keine Zeit Trübsal zu blasen. Die Tage vergingen schnell wie ein Wimpernschlag, denn im Sklavenhaus wartete immer Arbeit, und wenn nicht dort, dann in der Taverne oder in der Herberge.
Bei all der Arbeit war ihr nicht aufgefallen, das ihr Haar bereits Fingerbreit nachgewachsen war. Erst als ihre Kettenerste ihr lachend durchs kurze Haar wuschelte und sich erfreut über ihr Aussehen äußerste, bemerkte sie es. Sie hatte sich schnell den Gewohnheiten ihrer neuen Herrschaft, dieses mal wieder der Stadt gehörend, angepasst. Noch ehe das Zentralfeuer Kasra erleuchtete, wurde sie und die anderen Kajirae geweckt und begannen ihre Arbeiten, und als das Zentralfeuer schon lang verschwunden und die 3 Monde die Straßen erleuchteten, durften sie zu ihren Schlafstätten, einen kleinen, mit Fellen ausgelegten dunkelen Raum, zurückkehren.

Immer wieder hörte sie Gerüchte über ihren ehemaligen Herrn, der immer noch im Gewahrsam der roten Kaste in Kasra einsaß. Solange sie nichts von einer Hinrichtung hörte, beruhigte es sie ungemein.
Als sie wieder einmal mit Jana gemeinsam am Brunnen saß und Wäsche wusch, stieg beiden ein widerlich garstiger Geruch in die Nase. Sie brauchten nicht lange zu suchen, vor der Zitadelle fanden sie einen Gehängten vor, der zur Abschreckung hängen gelassen wurde.
Shana erschrak bei dem Anblick derart und glaubte eine Ihn, es könne ihr ehemaliger Herr sein. Der Hauptmann musste ihren entsetzlichen Schrei gehört haben, denn kurz darauf stand er mit einem Grinsen auf den Lippen vor ihr. Auch eine junge Frau, die ihren Unterhalt in Kasra nun als Schneiderin bestreiten wollte, kam rasch von Neugierde getrieben hinzu.



Nach kurzem belanglosen Geplänkel sprachen die beiden Freien über Valerius und dessen Verbleib, eine Neuigkeit, die Shana einerseits freute, aber andererseits bewußt machte, das dieser ohne sie verschwunden war. Erneut fühlte sie sich, als würde ihr Herz in Tausend Stücke springen, doch sie schluckte ihre Trauer herunter und fuhr mit ihrer Arbeit fort, auch erinnerten sie Janas weisen Worte daran, das sie keinen wirklichen Grund zum Trauern hatte. Er lebte und war wieder in Freiheit!


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